Ski sind eine der hervorragendsten Erfindungen der Menschheit aller Zeiten. Im Winter und Schnee sind Ski seit über tausend Jahren ein unersetzbares Fortbewegungsmittel. Im Laufe dieser Zeit haben sich die Ski von einfachen, mittels Holzaxt behauten Brettern und einer nach oben gebogenen Spitze bis hin zu den modernen Ski, die industriell hergestellt werden, entwickelt. Trotzdem erwecken die alten Holzski ganz besondere Gefühle und Empfindungen. Neben der Seele des Holzes spüren wir in den alten Ski auch die Gegenwart des Geistes als auch der Schicksale der Nutzer aus den vorangegangenen Jahrhunderten. Das Aussehen der Ski erzählt uns über die Holzarten, Herstellungstechniken und verwendeten Werkzeuge. Das Aroma – über die Holzbearbeitung mit Holzteer, Wachs, Heringslake und sonstigen Schmierstoffen. Skireparaturen – über das Stürzen beim Runterfahren von einem Berg. Die Skiabnutzung – über die Schneekonditionen oder das Trassenrelief.
4500-4700 Jahre alter Ski aus der Niederlassung von Sarnate unweit von Uzava. Letische Historische Museum Samlung.
In Lettland wurden Ski seit uralten Zeiten hergestellt. Die ältesten Beweise dafür sind ca. 4500-4700 alte Holzski, die in der Niederlassung von Sarnate neben Uzava gefunden wurden. Bis zum Ende des 19. Jh. wurden Ski ausschließlich als Fortbewegungsmittel verwendet. Seit dem Anfang des 20. Jh. hingegen wurde das Skilaufen immer mehr als eine Möglichkeit des Sporttreibens oder der Erholung gesehen. In den 20-30er Jahren des 20. Jh. wurde das Skilaufen zu einer der populärsten Sportarten in Lettland und erlebte einen richtigen “Boom”. Zahlreiche Hersteller boten den Skiläufern ihre Produkte an – Ski, Skistöcke, Bindungen, Skistiefel, Skiwachs, Skikleidung und –Kosmetik. Die Skigeschäfte schossen wie Pilze aus dem Boden, wo neben der lokal hergestellten Ausrüstung auch importierte Produkte angeboten wurden.
Jeder Ski hat eine eigene Geschichte. Foto: U. Dundurs
Es hat sich auch eine Modenindustrie für Skibekleidung entwickelt. Alle namhaften Zeitschriften veröffentlichten regelmäßig Artikel über Techniken des Skilaufs, Inventarauswahl, die besten Skitouren, als auch Werbeeinschaltungen der Skihersteller und –Verkäufer. Die Skiläufer strömten in die berühmtesten Orte für Langlauf in Lettland – Mežaparks in Riga, Ergli und die Zilie Kalni (Blauen Hügel) in Ogre. Es wurden sogar Sonderzüge für Skiläufer nach Gaiziņkalns organisiert. In sehr kurzer Zeit wurden mehrere Skiresorts und Schanzen für das Skispringen errichtet.
Skisportler im Zug nur für Skiläufer auf dem Weg nach Gaiziņkalns (Hügel Gaizins). Ende der 1930 Jahre.
Skiläufer in der Nähe von Gaiziņkalns (Hügel Gaizins). Ende der 1930 Jahre
Dieser Boom wurde durch den Zweiten Weltkrieg, währenddessen Lettland ein Drittel seiner Bevölkerung verlor, unterbrochen. Auch wenn zahlreiche Produktions- und Verkaufsunternehmen unter dem Sowjetischen Regime nationalisiert wurden oder diese ihre Tätigkeit eingestellt haben, wurden diese durch neue Betriebe des Sowjetischen Staats ersetzt, und die Popularität des Skilaufens ließ nicht nach. Im 20. Jahrhundert, und vor allem in dessen ersten 40 Jahren, hat sich in Lettland eine Ski-Kultur gebildet und Zeugnisse darüber müssen mit aller Sorgfalt aufbewahrt und veröffentlicht werden.
Die neue Ideologie der neuen Macht – Skilaufen ist nun nicht mehr einfach nur Sport, Erholung und Freizeitbeschäftigung. Cross-Country der Komsomolzen in Riga 1941. Heute – Skiläufer, morgen – Kämpfer der Roten Armee. Langlauf – Erziehungsmethode der Sportler im neuen Sozialistischen Staatswesen. Zeitschrift Atpūta Nr.5
Bis jetzt haben sich mit dem Bewahren des Ski-Erbes nur einige Museen einiger Landeskreise beschäftigt, als auch das Freilichtmuseum und einzelne privat Interessierte. Einzigartige Exponate werden noch immer nicht auf adäquate Art und Weise aufbewahrt. Dieses hat die Ski-Enthusiasten aus Tirza ermutigt, etwas zu Gunsten des Erhalts der Skigeschichte zu unternehmen.
Im Winter 2011 ist nach einer der vielen Skiwanderungen in Tirza im Jägerhaus Mežrūži die Idee geboren worden, das Ski-Museum Tirza und Oldschool Skizentrum zu gründen. Durch Unterstützung unterschiedlicher Tirza Vereine, der Grundschule Tirza und der Ortverwaltung, durch die Verwendung von Mitteln aus Spenden und basierend auf der Skisammlung von N. Treijs ist diese Idee auch tatsächlich umgesetzt worden. Im ehemaligen Getreidespeicher des Armenhauses in Ziedukalns, gleich neben der landeskundlichen Sammlung, wurde im Jahr 2013 - für das Bewahren und Veröffentlichen der Skikultur – das Skimuseum von Tirza und Oldschool Skizentrum eröffnet. Es gibt Skimuseen in vielen westeuropäischen Ländern, aber es ist das einzige Museum dieser Art auf dem Gebiet der ehemaligen UdSSR und eines der wenigen in Osteuropa. Nur hier ist es möglich alle lettischen, estnischen und litauischen Fabrikate, als auch die Produkte sonstiger Skifabriken der UdSSR zu sehen und die Geschichte ihrer Herstellung zu erfahren.
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